Archäologen (virtuell) zu Gast im Lateinunterricht der Oberstufe

„Hol Dir den Forscher!“ Unter diesem Motto haben einige Berliner Archäologen aus der Not der Pandemie eine Tugend gemacht und das Online-Angebot Archäologen zu Gast entwickelt.

Screenshot: Susanne Weiß (mit Genehmigung des Herausgebers)

Bildnis Sullas mit „Alexanderfrisur“ (gemeinfrei von WikiCommons)

Auf der Website www.archaeologenzugast.de kann man aus einer Fülle von Themen auswählen und sich mit dem jeweiligen Experten zur Terminvereinbarung in Verbindung setzen. Die Referenten sind sehr flexibel: sie passen ihre Vorträge nicht nur inhaltlich an die Wünsche und das Niveau der jeweiligen Schülergruppe an, sondern stellen sich auch punktgenau auf den Stundenplan vor Ort ein, so dass man einen 45-Minuten-Vortrag exakt in eine Lateinstunde legen kann.

Und das lohnt sich! Die Mitglieder des Q-11-W-Seminars „Die Römer privat“ sind gemeinsam mit Frau Dr. Sonnabend vom Alten Museum in Berlin in das Luxusleben der Römer eingetaucht, haben aber auch das Leben in den römischen Provinzen erkundet. Anhand zahlreicher Exponate hat Frau Dr. Sonnabend die verschiedensten Aspekte des römischen Privatlebens beleuchtet, souverän alle Schüler­fragen beantwortet, aber auch ihrerseits die Seminarteilnehmer immer wieder geschickt am vir­tu­el­len Expertengespräch beteiligt. Das hätte in Präsenz nicht besser laufen können!

Die Lateiner der Q12 haben sich einem politischen Thema gewidmet: der Frage, wie es unter Au­gus­tus zum Ende der römischen Republik und zur Herausbildung des Prinzipats kommen konnte. Als Expertin für die Römerzeit war auch hier Frau Dr. Sonnabend unsere Referentin. Anhand zahlreicher – auf den ersten Blick völlig unpolitischer und kaum bedeutsam erscheindender – Beispiele hat sie aufgezeigt, wie das althergebrachte System der Republik und der mos maiorum im ersten Jahr­hun­dert vor Christus Risse bekommen haben; angefangen bei subtilen Botschaften auf Münzen, über pri­vate Bautätigkeit an staatstragenden Orten bis hin zu revolutionärer Haartracht! So haben wir beispielsweise erfahren, dass eine Lockenmähne im Stil Alexanders des Großen in der späten Republik alles andere als eine Frage der Mode war – sie war ein politisches Statement, Ausdruck persönlichen Machtanspruchs. Mit derlei Informationen hat Frau Dr. Sonnabend die spät­re­pu­bli­ka­nische Ära ganz neu und reichhaltig für uns illustriert, der Vortrag war die perfekte Ergänzung zum klassischen, textbasierten Unterricht.